Murray–Caulier–Grice–Mulgan (2010) – Sechs Schritte sozialer Innovation

Murray–Caulier-Grice–Mulgan (2010)

Sechs Schritte zu sozialer Innovation

Der Begriff der sozialen Innovation erfuhr zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine neue Bedeutung, als Geoff Mulgan und seine Kollegen (The Young Foundation, NESTA) ein umfassendes Modell zur Beschreibung des Lebenszyklus sozialer Innovationen entwickelten.

Das von Murray, Caulier, Grice und Mulgan (2010) entwickelte „Sechs-Phasen-Modell“ versteht Innovation nicht als isoliertes Ereignis, sondern als iterativen Lernprozess, der den Weg von der Entstehung einer Idee bis zu ihrer gesellschaftlichen Verankerung nachzeichnet.

Das Modell unterscheidet sechs Hauptphasen:

  1. Problemidentifizierung und Inspiration: Vertieftes Verständnis sozialer Herausforderungen, Datenerhebung, Stakeholder-Analyse.
  2. Ideengenerierung: Entwicklung neuer Lösungsansätze, oft in Zusammenarbeit mit verschiedenen Sektoren (z. B. Staat, Zivilgesellschaft, Wirtschaft).
  3. Prototypenentwicklung: Erstellung experimenteller Modelle, Prüfung der Machbarkeit in der Praxis.
  4. Implementierung: Einführung eines erfolgreichen Prototyps, Schaffung eines institutionellen Rahmens.
  5. Diffusion: Übernahme funktionierender Lösungen durch andere Organisationen und Gemeinschaften.
  6. Verankerung und Aufrechterhaltung: die langfristige Stabilisierung von Innovation, wenn die neue Praxis zur Norm wird.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse des Modells ist, dass soziale Innovation nicht linear verläuft, sondern ein Kreislauf mit vielen Rückkopplungen ist, in dem Erfahrung und Anpassung eine Schlüsselrolle spielen.

Diese Logik eignet sich besonders gut zur Interpretation urbaner Pilotprojekte und kommunaler Innovationen, da sie neben der Entwicklung auch die Lern- und Aufrechterhaltungsdimensionen berücksichtigt.